Quelle: WISO | 22.10.2012
Unisex-Tarife – das ändert sich!
Für Neuverträge ab dem 21. Dezember müssen Versicherungen einheitliche Tarife für Frauen und Männer anbieten. Die Versicherungen dürfen sich dann nicht mehr nach dem Geschlecht des Versicherten richten. Welche Versicherung wird damit teurer, welche eventuell günstiger? Lohnt es sich, jetzt noch schnell bestimmte Versicherungen abzuschließen?
Kai Dietrich
Frauen gehen öfter zum Arzt als Männer, sagt die Statistik. Deshalb müssen Krankenkassen sowie private Krankenversicherungen für Frauen mehr bezahlen als für Männer. Private Krankenversicherer verlangen darum rund 30 Prozent höhere Beiträge von Frauen. Männer zahlen umgekehrt mehr für eine Risikolebensversicherung. Grund: Sie sterben früher, daher müssen Versicherer öfter an Hinterbliebene zahlen. Das ist bald vorbei, denn: Eine solche Unterscheidung werde wegen des Geschlechts vorgenommen und sei diskriminierend, meinte der Europäische Gerichtshof (EUGH) in Luxemburg und verdonnerte die Unternehmen, nur noch sogenannte Unisex-Tarife anzubieten. Der Protest der Versicherer, dass sie doch nur die höheren Kosten umlegen würden, verhallte ungehört.Das heißt: Frauen und Männer zahlen in Zukunft genau das Gleiche, wenn formal das gleiche Risiko versichert wird. Andere Differenzierungen bleiben nämlich bestehen oder nehmen sogar zu. Wenn etwa jemand in einem handwerklichen Beruf tätig ist, zahlt er in der Berufsunfähigkeits- oder in der Unfallversicherung auch in Zukunft mehr als ein Kaufmann. Und ebenso kann ein Autofahrer in der Autoversicherung weiterhin davon profitieren, wenn er in einer Garage parkt. Denn das war für den EUGH nicht diskriminierend. In Kraft tritt die neue Regelung ab 21. Dezember 2012, sie gilt nur für Neuverträge.
Besonders für Männer wird es teurer!
Die Zeitschrift Finanztest (09/12) befragte unlängst 20 Unternehmen, elf davon haben geantwortet. Die Tendenz der Antworten lässt nur einen Schluss zu: Etliche Tarife werden besonders für Männer teurer, einige auch für Frauen. Billiger wird es umgekehrt zunächst meist eher minimal. Das heißt: Die Gleichberechtigung bei den Versicherungsbeiträgen wird erst einmal mit einer generellen Verteuerung erkauft. Das muss nicht immer so bleiben. Finanztest-Redakteurin Susanne Meunier glaubt, dass der Wettbewerb „über die Jahre, vielleicht auch schon schneller“ die Preise wieder drücken wird.Das ist eine Hoffnung für die Zukunft. Zunächst müssen sich Männer wie Frauen fragen, ob sie noch vor dem 21. Dezember aktiv werden sollen. Wenn es nach den Unternehmen geht, sollten vor allem Männer noch jede Menge Policen abschließen: als Absicherung gegen Berufsunfähigkeit, eine Rentenversicherung gegen Altersarmut, eine private Krankenversicherung und so weiter.
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Mögliche Beitragsänderungen
Wie sich die Beiträge ändern könnten, sehen Sie in der folgenden Tabelle. Bitte beachten Sie, dass hier nur eine Tendenz angegeben wird. Gerade Preissenkungen könnten nur minimal sein oder ganz ausbleiben.
Nicht übereilt abschließen
Die Versicherer würden den Männern aber noch lieber andere Policen verkaufen. Ganz oben in der Hitliste: Rentenversicherungen und private Krankenversicherungen. Beide werden wohl nach dem Wechseltermin deutlich teurer, ebenso private Pflegerenten- beziehungsweise Pflegetagegeldversicherungen. Doch sollte das nur ein untergeordnetes Motiv für einen Abschluss sein.Bei privaten Rentenversicherungen und Pflegeversicherungen kommt es entscheidend darauf an, dass es sich um einen guten Anbieter handelt. Zudem muss einem klar sein, dass man sich langfristig bindet. Ein vorzeitiger Ausstieg kostet viel Geld. Man sollte also sicher sein, auch noch in vielen Jahren die Beiträge zahlen zu können. Hier ist unabhängige Beratung wichtiger als der schnelle Abschluss beim erstbesten Unternehmen.Bei der privaten Krankenversicherung (PKV) ist die Entscheidung noch gravierender: denn ein Zurück in die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) ist ziemlich schwierig, nach dem 55. Lebensjahr gar nicht mehr möglich. Preiswerte Einstiegsbeiträge gelten oft nur ein paar Jahre, dann folgen oft happige Preissteigerungen. Gerade ab 60, wenn ein Umstieg in die GKV nicht mehr möglich ist, steigt der Beitrag für viele privat Krankenversicherte enorm.